17
Mai
2023

Unterstützung für Digitalisierung und Erhalt regionaler Kulturgüter

Geodäsie-Studierende erstellen Pläne und Modelle der Burg Stickhausen

An einem besonderen Studienobjekt fanden sich 42 Studierende der Angewandte Geodäsie der Jade Hochschule in der vergangenen Woche wieder. Auf dem Gelände der Burg Stickhausen aus dem 15. Jahrhundert nahmen sie im Rahmen ihres Studiums an einer praktischen Messübung teil. Das Ziel: Aus den Messergebnissen wollen sie Lage- und Höhenpläne sowie ein dreidimensionales, digitales Geländemodell des Gebiets erstellen, die der Samtgemeinde Jümme und dem Burgverein Stickhausen e.V. zur Verfügung gestellt werden.

Foto: Ralf Möhlmann
Die Viertsemester-Studierenden des Studiengangs Angewandte Geodäsie an der Burg Stickhausen mit Thorsten Roelfs (li.) und Tobias Berndt (re.). Die Studierenden übernachteten während der viertägigen Praxisübung auf dem Zeltplatz am Jümmesee. Diese Möglichkeit und die Nutzung der Grillkate wurde ihnen kostenfrei von der Samtgemeinde Jümme bereitgestellt. (Foto: Ralf Möhlmann)

Die praktische Messübung wird einmal jährlich im vierten Semester unter Leitung von Dozent Tobias Berndt in Kooperation mit verschiedenen niedersächsischen Gemeinden und Behörden durchgeführt. Bei der Übung handelt es sich um eine sogenannte topographische Aufnahme, bei der neben 3D-Geländepunkten auch denkmalrelevante Objekte (zum Beispiel Gebäude, Gräben, Brunnen und Findlinge) und die Nutzungsarten der Flächen festhalten werden.

Foto: Lena Wiegand/Jade HS
Die Burganlage verfügt über einen umfangreichen und alten Baumbestand und so wurden die Studierenden bei der topographischen Messübung auf der Wallanlage vom Geschrei zahlreicher Krähen in den hoch über ihnen gelegenen Nestern begleitet. (Foto: Lena Wiegand/Jade HS)

Das rund drei Hektar große Areal wurde dafür in Abschnitte unterteilt und gruppenweise von den angehenden Geodät_innen vermessen. Hierfür nutzen sie sogenannte Tachymeter für Strecken- und Richtungsmessungen, GPS-Antennen und Laserscanner für die Erzeugung von 3D-Punktwolken. „Unsere Studierenden lernen hier selbständiges Arbeiten von A bis Z: von der eigenständigen Planung eines größeren Projekts über die eigentliche Messtätigkeit, der anschließenden Auswertung und der Präsentation ihrer Ergebnisse“, sagt Thorsten Roelfs, der vor Ort ebenfalls betreute.

Foto: Lena Wiegand/Jade HS
Safety first: Mit Wathose und Rettungskragen begaben sich die angehenden Geodät_innen in den Burggraben, um das Gelände in allen Facetten kartieren zu können. (Foto: Lena Wiegand/Jade HS)

Die Samtgemeinde Jümme ist als Eigentümerin für die Verkehrssicherung der Festungsanlage zuständig. Die Erstellung eines Gartenplanes mit Kartierung und Beschreibung des alten Baumbestandes sowie der landschaftsgärtnerischen Elemente soll den Denkmalwert nachhaltig sichern und als Grundlage für die weitere Pflege und Unterhaltung dienen.

Ralf Möhlmann, allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters der Samtgemeinde Jümme, freut sich über die zweite erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Abteilung Geoinformation der Jade Hochschule, denn bereits in den Vorjahren war der Burgturm als realitätsgetreue virtuelle Nachbildung visualisiert worden. „Die zur Verfügung gestellte Datenbasis wird uns bei neuen Planungen, bei der Weiterentwicklung und bei repräsentativen Zwecken unterstützen“, sagt Möhlmann. Auch Tobias Berndt lobt die Kooperation. „Als Hochschule in der Region ist die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern eine Win-Win-Situation. Kurze Wege erleichtern uns die Umsetzung unserer praxisnahen Studienübung und darüber hinaus können wir beim Aufbau von kulturellen Angeboten unterstützen“, erklärt Berndt.

Die Arbeit des Burgvereins zeigt Wirkung. Jeden Sonntag öffnet das Museum im Burgturm seine Türen. Im Jahresverlauf beleben ein großer Gartenmarkt, Open Air Musikveranstaltungen, ein Mittelaltermarkt sowie weitere Kulturereignisse die Burganlage und ziehen Besucher_innen an.

Hintergrund Burg Stickhausen

Die Burg Stickhausen bewacht seit Mitte des 15. Jahrhunderts den südöstlichen Eingang zu Ostfriesland. Mehr als zwei Jahrhunderte lang war sie eine militärische Festung und schützte Ostfriesland vor feindlichen Einfällen. Später verlor sie ihre militärische Bedeutung, blieb aber bis ins 19. Jahrhundert Sitz der Verwaltung des Alten Amts Stickhausen und des Amtsgerichts und im Anschluss für mehr als 120 Jahre in privater Hand. Seit 2019 gehört sie der Samtgemeinde Jümme. Der Burgverein Stickhausen richtet seit dem Jahr 2020 im Burgturm ein Museum ein. Die ehemalige Festungsanlage mit ihrem mehr als 500 Jahre alten Wehrturm, der in den vergangenen Jahren denkmalgerecht restauriert wurde, dem von alten Bäumen umstandenen Innenhof, dem großen Obstgarten, der alten Wall- und Grabenanlage sowie den Nebenflächen, die direkt an die Jümme grenzen, bildet eine einzigartige Kulisse.

Weitere Informationen: https://www.jade-hs.de

 


 

 

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