04
Juni
2019

Benennung von Verkehrsflächen – eine Empfehlung des "Ständigen Ausschuss für geographische Namen (StAGN)"

Doppelte Straßennamen, gar keine Straßennamen oder die Veränderung bestehender Straßennamen. All das gibt es in Deutschland häufiger als man denkt.Durch Gemeindereformen werden Ortschaften zusammengelegt und plötzlich sieht man sich mit identischen Straßennamen konfrontiert. Oder es werden, wie ein aktuelles Beispiel in Berlin zeigt, Straßennamen, die an Personen gedenken, auf den Prüfstand gestellt.

Große Probleme ergeben sich in Punkto Verkehrsflächen vor allem durch Eingemeindung von Orten. Im Ergebnis der Eingemeindung gibt es Straßennamen mehrfach. Ein Beispiel dafür ist die Gemeindereform in Wolmirstedt, eine Stadt im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt. Zum 01. Januar 2009 wurde der Ort Glindenberg der Gemeinde Wolmirstedt nördlich von Magdeburg zugeordnet. Hier werden seitdem zwei Straßen mit dem Namen „Gartenstraße“ mit der gleichen Postleitzahl geführt. Eine Straße liegt in der Stadt und eine im circa 4,5 km entfernten Ortsteil Glindenberg. Das Chaos, welches dadurch für die Post, auswärtige Besucher oder Feuerwehren und Rettungskräften entsteht, ist vorprogrammiert.

Ein weiteres Feld sind die Widmungen von Plätzen oder Straßen an bestimmte Personen. Sollten Verkehrsflächen nach noch lebenden Personen benannt werden? Und was ist mit Personen, deren Taten heute nicht mehr als erinnerungswürdig im positiven Sinne gelten? In Berlin-Wedding ist beispielsweise vor kurzem eine heftige Diskussion darüber entbrannt, ob einige Straßen im afrikanischen Viertel umbenannt werden sollen.

Konkret geht es dabei um die drei Straßen Lüderitzstraße, Nachtigalplatz und Petersallee. Die Straßen erinnern an Adolf Lüderitz, Gustav Nachtigal und Carl Peters. Alle drei hatten Schlüsselpositionen bei der deutschen Kolonialisierung in Afrika inne. Ihr Handeln und ihre Überzeugungen sind, aufgrund der heutigen Sicht auf die Geschichte, umstritten. Daher erscheint es den Verantwortlichen nicht länger tragbar, sie mit den nach ihnen benannten Straßen zu ehren.

Der Ständige Ausschuss für geographische Namen (StAGN) ist ein Expertengremium, welches sich mit der Standardisierung geographischer Namen beschäftigt. Auf Grundlage der Resolution VIII/2 (Handhabung von Gedenknamen) der 8. Konferenz der Vereinten Nationen 2002 in Berlin, hat der StAGN eine Empfehlung zur Benennung von Verkehrsflächen in Deutschland ausgearbeitet. Diese Empfehlung dient dem Ziel, die oben beschriebenen Probleme zu vermeiden und kann als Entscheidungshilfe zur Benennung von Verkehrsflächen in Deutschland herangezogen werden.

Diese sind auch online auf www.stagn.de unter dem Reiter der StAGN Publikationen zu finden.


 

 

 

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